Gesellschaft auf Antigua

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Bei der Gesellschaft auf Antigua handelte es sich um eine typische Sklavenhaltergesellschaft des 18. Jahrhunderts, welche in 4 Teile untergliedert war, welche wiederum zahlreiche Unterteilungen hatten. Diese Einteilungen waren informell, und nicht rechtlich kodifiziert, aber deutlich im tagtäglichen tatsächlichen Leben auf Antigua zu sehen.

An der Spitze der Gesellschaft standen die Weißen, darunter die Mulatten, darunter die Außenstehenden und darunter die Sklaven.

Weiße

Die Weißen, meistens Eingewanderte aus den britischen Inseln, waren die Beherrscher von Antigua. Die Regierung von Antigua bestand nur aus Weißen, und die überwältigende Mehrheit jeglichen Landbesitzes befand sich in weißen Händen. Unter den Weißen gab es eine eigene Hierarchie, welche über zwei Sektionen schnitt. Die erste Hierarchie bestand bei der Herkunft; englische Anglikaner standen in höherem Ansehen als irische Katholiken. Die wahrhaft bedeutende gesellschaftliche Hierarchie aber verlief entlang finanziellen und machtpolitischen Linien:

Plantagenbesitzer

Die Besitzer der großen Plantagen (zum Beispiel die Familien Codrington, Martin, Warner, Oliver, Lucas, Leonard und Thomas) waren die Gentry von Antigua und hielten die Regierung von Antigua fest in ihren Händen. Oft kam der Gouverneur aus ihren Reihen; wenn nicht, musste er sich ihren Wünschen fügen, um politische Manövrierbarkeit zu haben. Die reichen Plantagenbesitzer waren enorm reich; die Codringtons wurden gar zu den reichsten Familien des British Empire gezählt. Der Reichtum der Plantagenbesitzer ergab sich vor allem aus der Ernte von Zuckerrohr (wobei auch Tabak und Baumwolle angebaut wurde), was die Plantagenbesitzer auf Kontakte unter den Händlern und Reedern des Mutterlandes angewiesen machte, sowie darauf, dass die Royal Navy die Konvois, die sie nach Großbritannien schickten, beschützten.

Offiziere

Neben den Plantagenbesitzer waren die auf Antigua stationierten Offiziere eine einflussreiche Klasse. Der Gouverneur war stets ein Offizier der British Army, und hatte das 38. Regiment, welches auf den Inseln unter dem Winde stationiert war, unter sich. Aus diesem Regiment, sowie auch aus den Offizieren der Royal Artillery und der Royal Navy, welche auf Antigua stationiert waren, setzte sich der Council der Insel zusammen.

Andere Weiße

Auf Antigua befanden sich neben den Plantagenbesitzern und Offiziere auch kleinere Landbesitzer, Handwerker, Gastwirte, Händler, Soldaten und Beamte – auch wenn ihr Reichtum nicht mit dem der Offiziere und Plantagenbesitzer mithalten konnte, und sie auch kein Mitspracherecht bei der Regierung hatten, so waren sie doch eine selbstbewusste Klasse, die sich mit ihrer britischen Kultur, ihrem christlichen Glauben, ihrer englischen Sprache und ihrer weißen Hautfarbe gegenüber den anderen Gruppen auf der Insel absetzten.

Mulatten

Als Mulatten bezeichnete man Menschen, die halb weiß und halb schwarz waren. Ihr Ursprung auf der Insel Antigua rührt daher, dass Weiße sich schwarze Konkubinen (kaum jemals Frauen) nahmen und mit ihnen Kinder zeugten. Diese Kinder wurden manchmal selber Sklaven, und wurden nicht zu den Mulatten gezählt. Öfters aber schenkten ihnen ihre weißen Väter die Freiheit bei der Geburt, nahmen sie als ihre eigenen Kinder auf und unterwiesen sie in der englischen Sprache, der britischen Kultur und dem Christentum. Dies führte dazu, dass solche Mulatten gänzlich eingebunden waren in die britische Gesellschaft – aber dennoch war ihre Hautfarbe sichtbares Zeichen ihrer Abkunft, und auf sie wurde daher herabgesehen. Mulatten gab es unter Matrosen und Soldaten, Bauern und Handwerkern, Arbeitern und Händlern – gar mancher Mulatte hatte schon von seinem weißen Vater Land geerbt.

Außenstehende

In der britisch geprägten Gesellschaft von Antigua wurden Leute, die zwar nicht Sklaven waren, aber auch nicht eingebunden waren in die Gesellschaft, als Außenstehende betrachtet – und daher als noch geringwertiger gesehen als Mulatten, auch wenn sie weiße Hautfarbe hatten. IN Antigua gab es eine kleine Gemeinschaft an portugiesischen Einwanderern, sowie auch eine kleine Anzahl an indischen Arbeitern, die entweder Matrosen waren oder die Aufsicht über Sklaven hatten. Auch freigelassene schwarze Sklaven gehörten zu dieser Schicht.

Sklaven

Sklaven stellten in etwa sechs Siebtel der Einwohnerzahl von Antigua dar. Sie waren Leute, die in Sklavenkriegen in Afrika von feindlichen Stämmen gefangen genommen und an die Europäer verscherbelt wurden – beziehungsweise deren Nachfahren. Sie wurden auf Antigua für alle möglichen Arbeiten eingesetzt – vor allem zur Arbeit auf Plantagen, aber auch im Haushalt und auch in der Marine – sie stellten die große Mehrzahl der Arbeiter auf der Royal Dockyard von English Harbour. Sklaven arbeiteten unter grässlichen Bedingungen, und waren komplett rechtlos – ihre Herren konnten sie ungestraft töten, und sie mussten vom Morgen bis zum Abend unentwegt arbeiten (nur am Sonntag herrschte Ruhe). Für einen Sklaven gab es nur vage und meistens unerfüllte Hoffnungen auf Freilassungen; jegliche Flucht war auf einer kleinen Insel wie Antigua fast unmöglich.

Sklaven sprachen meist nur Kreolisch, eine Mischung aus Englisch und afrikanischen Sprachen, und hingen nur selten dem Christentum an – meistens folgten sie der Obeah (auch Voodoo genannt), afrikanischen spirituellen Traditionen. Dies, und ihre dunkle Hautfarbe, machten sie zu gering geschätzten, unterdrückten Außenseitern in der Gesellschaft von Antigua.