Religionen

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Seit der Renaissance ist die Bedeutung der Religion im Leben der Menschen stetig gesunken. Religiöse Eiferer und Fanatiker sind (mit der Ausnahme fundamentaler Nonkonformisten) rar geworden. Mehr und mehr Leute machen sich weniger und weniger Gedanken über Religion, auch wenn sie weiterhin noch brav in die Kirche gehen. Deismus – die Einstellung, dass viel in der Bibel nur allegorisch und metaphorisch zu sehen ist – hat schon seit einiger Zeit Schule gemacht, und gilt mittlerweile durchaus als salonsfähig. Ja, sogar Atheisten gibt es schon dann und wann – auch wenn es noch immer als rüde und unschicklich gilt, solche radikalen Meinungen laut zu machen, und Blasphemiegesetze noch immer gelten.

Dennoch hatten Religionen noch immer einen wichtigen Platz, indem sie die Gemeinschaft des Menschen definierten. Selbst ein wenig gläubiger Katholik und ein vom Glauben abgefallener Anglikaner würden sich noch immer ohne mit der Winper zu zucken als Katholik und Anglikaner bezeichnen, und sich als solche definieren – möglicherweise noch vor der Nationalität, welche erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts hin wahrlich definierend wurde.

Anglikanisch

Der Anglikanismus, auch Episkopalismus genannt, ist die Staatskirche von England, Wales und Irland. Sie ist eine protestantische Kirche, aber mit deutlichen katholischen Elementen (wie Heiligenverehrung). Im Gegensatz zu anderen christlichen Strömungen ist der Anglikanismus ausgesprochen national – nur ein Engländer, ein Waliser oder ein Ire, oder ein Angehöriger der britischen Kolonien, kann Anglikaner sein. In Unterscheidung zu den nonkonformistischen Strömungen wird die Institution des Anglikanismus auch die Hohe Kirche genannt. Anglikanische Geistliche können heiraten; Klöster sind nicht anerkannt.

Allgemein ist die Überzeugung im 18. Jahrhundert, dass der Anglikanismus, mit seiner Ablehnung des Papsttums und seiner Überzeugung, dass Kirchen national sein müssen, mit den anderen hochkirchlichen protestantischen Strömungen – dem Lutheranismus und dem Calvinismus – kompatibel ist.

Die Ausbreitung des Anglikanismus erstreckt sich über ganz England und Wales, sowie auch über Teile von Ostirland – Dublin, Wexford und Waterford sind anglikanisch dominierte Städte, während das Landesinnere katholisch ist.

Calvinistisch

Der Calvinismus ist eine weitere protestantische Strömung, welche den christlichen Arbeitsethos, Askese, Zucht und Ordnung betonte. Die Calvinisten bezeichnen sich selber als reformiert, und die Kirche nennt sich reformierte Kirche. Anders als die Anglikaner lehnen die Calvinisten Heilige, Todesmessen, Eucharistie und strikte Kirchenhierarchie als bibelfremd ab.

Der Calvinismus ist die Staatsreligion von Schottland; die schottische Kirche wird oft als „The Kirk“ bezeichnet. Der Calvinismus wird allgemein als mit dem Anglikanismus kompatibel gesehen.

Der Calvinismus ist verbreitet in Schottland, sowie in Nordirland (von wo aus er hinübergeschwappt ist). Auch in Südengland gibt es calvinistische Gemeinden – das sind die Nachfahren der Hugenotten, die im 16. Jahrhundert aus Frankreich nach England geflohen sind.

Lutheranisch

Der Lutheranismus ist eine protestantische Strömung – die älteste von allen. Sie entstand mit dem Prediger Martin Luther in Deutschland. Der Lutheranismus lehnt die katholische Kirche ab, und vertritt die Ansicht, dass die Erlösung nur durch Gnade Gottes möglich ist. Daher ist der eine Glaube viel wichtiger als im Calvinismus, wo die Tat einen sehr wichtigen Rang einnimmt.

Lutheraner gibt es wenige in Großbritannien – dies sind vor allem Deutsche, da der Lutheranismus die Staatskirche vom Kurfürstentum Hannover, dem Stammland des Königs, ist. Der König selbst ist ein Lutheraner, aber auch Oberhaupt der englischen Anglikaner und der schottischen Calvinisten.

Katholisch

Die mächtige katholische Kirche wird angeführt vom Papst in Rom, welche in Großbritannien in protestantischen Kreisen als dubiose ausländische Macht gesehen wird. Diese Kirche, welche im 18. Jahrhundert noch immer auf lateinisch predigt, das Zölibat für Priester festhält, und Klöster unterhält, sowie auch eine Inquisition, herrschte einst über die britischen Inseln, aber hat viel von ihrer Macht verloren.

Katholiken sind im 18. Jahrhundert in ganz Großbritannien - nicht alle Engländer haben der anglikanischen Kirche die Treue geschworen! Besonders verbreitet ist der Katholizismus noch in ländlichen Gegenden Nordostenglands und des schottischen Hochlandes. Das Herz des britischen Katholizismus schlägt jedoch in Irland – diese Insel ist, außer protestantischen Enklaven an der Ostküste, katholisch dominiert.

Nonkonformistisch

Im 17. Jahrhundert entstanden auf den britischen Inseln lauter kleine Gruppen, die von den offiziellen Lehren der etablierten protestantischen Kirchen abwichen. Der Grund war, dass jene Kirchen zu autokratisch, zu weit entfernt von den Gläubigen, und zu weit entfernt von der Bibel waren. Die Nonkonformisten legen Wert auf Frieden, Harmonie und Frommigkeit. Sie interpretieren die Bibel Wort für Wort, und sind von einem Glaubenseifer erfüllt, der vielen anderen Protestanten abgeht. Nonkonformistische Gruppen sind beispielsweise Quäker, Wiedertäufer, Presbyterianer, Methodisten, Puritaner und Baptisten. Diese Gruppen wenden sich vor allem an Angehörige der Unterschicht, Arbeiter und arme Handwerker.

Verbreitet sind diese Gruppen vor allem in Wales, sowie in West- und Nordengland - in diesen Regionen ist vor allem die große Mehrheit der Unterschicht nonkonformistisch. Aber auch in den Unterschichten der großen Städte des Südostens, zum Beispiel London, Norwich und Portsmouth, gibt es viele Nonkonformisten.

Jüdisch

Juden, welche im Mittelalter aus England vertrieben wurden, wurden durch Cromwell wieder nach England eingeladen. Seit dem 17. Jahrhundert gibt es daher eine wachsende jüdische Gemeinde in Großbritannien, aber auch in Kolonien wie zum Beispiel Gibraltar.

Muslimisch und Hinduistisch

Der Islam und der Hinduismus sind keine Neuheit in Großbritannien. Seit der Eroberung Indiens durch Großbritannien, infolgedessen indische Soldaten und Matrosen (sogenannte Laskaren) nach Großbritannien gaben, gibt es eine muslimische und hinduistische Präsenz in vielen englischen Hafenstädten – und fast jedes Schiff hatte zumindest ein paar Laskaren mit an Bord; schließlich waren sie geschätzt für ihre Loyalität und Seemannskünste.

Obeahisch

Obeah nannte man die Religion der Sklaven, welche vor allem aus Westafrika auf die westindischen Inseln verschleppt wurden. Sklavenhalter machten sich selten die Mühe, ihren Sklaven das Christentum näher zu bringen - zum einen weil man die Afrikaner als so dumm einschätzte, dass sie es nicht kapieren würden; zum anderen, weil man nicht durch die Botschaft des Christentums rebellische Gedanken in den Sklaven wecken wollte.

Aus diesem Grund verblieben die Sklaven bei den Ritualen und Glauben ihrer Heimat; was sich im Laufe der Zeit zur Obeah (in den französischen Kolonien Voodoo genannt) bildete - ein synkretischer Glaube, welcher christliche und islamische Glaubensaspekte mit westafrikanischen Ritualen vermengte. Anhänger der Obeah glaubten an Ahnengeister, Dämonen, schwarze und weiße Magie, und die Macht von Talismanen. Selbst freigelassene Sklaven, welche das Christentum übernahmen, behielten Elemente dieses Glaubens bei.