Tagesablauf auf See

Aus HMS Blackwater Wiki
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Das Wachsystem

Der Tagesablauf auf einem Schiff ist durch das Wachsystem geregelt. Der Tag wird nicht in 24 Stunden eingeteilt, sondern in 7 Wachen, von denen 5 jeweils vier Stunden andauern und 2 nur zwei Stunden. Die beiden verkürzten Wachen dienen dazu eine Rotation in die Mannschaft zu bringen, so dass nicht jeden Tag dieselben Männer die unbeliebten Wachen gehen müssen. Die Zeit wird gemessen in Glasen. Jede halbe Stunde wird die Schiffsglocke geläutet und anstatt 9:30 Uhr spricht man von drei Glasen der Vormittagswache. Bei jedem Glasen wird die Geschwindigkeit gemessen und andere Rituale werden durchgeführt. Der Alltag auf See ist sehr durch Rituale und Traditionen bestimmt.

Es gibt sowohl die Möglichkeit die Mannschaft eines Schiffes in drei, als auch in zwei Wachen einzuteilen. Wenn es drei Wachen gibt, haben die einzelnen Matrosen zwischen ihren Wachen mehr Freizeit, allerdings muss die Mannschaft für ein Dreiwach-System auch sehr gut gedrillt sein da man zu einer gegebenen Zeit zur Steuerung des Schiffes nur ein Drittel und nicht die Hälfte der Männer zur Verfügung hat. Meistens werden in der Mitte des 18. Jahrhunderts also Zweiwach-Systeme genutzt. Ein Kapitän kann dies aber spontan ändern, je nach Situation.

Bei einem Dreiwach-System umfasst jede Wache in etwa 60 Mann, wobei 10 dieser Männer Marines sind. Bei einem Zweiwach-System wären es etwa 90 Mann, von denen 15 Marines sind.

Wie ist eine Wache organisiert?

Jede Wache wird von einem Offizier befehligt, welcher während seiner Wache das Kommando über die Navigation und die Aufrechterhaltung der Ordnung hat. Unterstützend sind ihm dazu Fähnriche zugeteilt. Der Kapitän selber muss keine Wache gehen. Jede Wache wird in 6 Einheiten eingeteilt:

Focktopgasten (Fore Topmen)
Großtopgasten (Main Topmen)
Besantopgasten (Mizzen Topmen)
Vorschiffwache (Forecastle men)
Kuhlwache (waisters)
Achterwache (afterguard)

Diese Einheiten haben an ihrer Station jeweils die Arbeiten zu verrichten, die im Zuge der Navigation und Steuerung anfallen. Hauptsächlich geht es dabei um das Setzen und Trimmen von Segeln.

Die Toppgasten haben dabei die anspruchsvollste Arbeit. Sie müssen hoch oben in den Masten die Segel setzen oder bergen. Eine schwierige Arbeit, die großes Geschick erfordert, wenn man nicht etliche Meter tief zu Tode stürzen will. Zwar wird von ihnen nicht verlangt die kompletten vier Stunden ihrer Wache in der Takelage zu verbringen, viele tun dies aber trotzdem. Man hat dort viel Platz, seine Ruhe und kann sich als etwas besseres fühlen. Vor allem gegenüber den Landmännern, den Marines oder anderen teilen der Crew die immer nur an Deck herum hängen und sich nicht in die Masten trauen.

Die Vorschiffwache und auch die Achterwache besteht aus mehr oder weniger guten Männern. Sie sind zuständig für die Bedienung der Taue von Fock- und Besanmast. Die Vorschiffwache kümmert sich bei Bedarf zudem um die Anker, während zu den Männern der Achterwache auch der Steuermann und die Gehilfen des Navigators angehören.

Die absoluten Landratten und unerfahrensten Matrosen werden in der Kuhl eingesetzt, wo es nur darum geht die Taue des Großmasts zu bedienen oder an die Pumpen zu gehen.

Jede dieser 6 Einheiten oder Abteilungen wird von einem Kapitän angeführt. Einem Matrosen, welcher durch seine Erfahrung die Aufsicht über die ensprechende Einheit hat und dafür sorgt, dass alles ordentlich erledigt wird.

Der Bootsmann oder einer seiner Gehilfen, je nach Wache, geht die Abteilungen ab und passt auf dass nirgendwo der Schlendrian einkehrt.

Wer muss keine Wache gehen?

Verschiedene Mitglieder einer Schiffscrew müssen aufgrund ihrer Position keine Wache gehen, sondern haben einen Tagesablauf, bei dem sie in der Nacht acht Stunden Schlaf bekommen und ihre Arbeit tagsüber verrichten können. Natürlich aber werden sie sofort auch mitten in der Nacht geweckt, wenn es etwas für sie zu tun gibt. Beispielsweise darf auch Nachts der Kurs nicht einfach geändert werden, ohne den Kapitän um Erlaubnis zu fragen.

Wer keine Wache gehen muss:

Der Kapitän
Der Schiffsarzt
Der Zahlmeister
Der Kaplan
Der Stückmeister und seine Crew
Der Zimmermann und seine Crew
Der Sekretär des Kapitäns
Der Gehilfe des Schiffsarzt
Der Segelmacher und seine Crew
Der Steward des Kapitäns
Der Steward der Messe
Der Koch

Die Abfolge der Wachen

20:00 - 24:00: Erste Wache

Langsam kehrt Ruhe in das Schiff ein. Manche Matrosen betten sich schon zur Ruhe, aber die meisten der Freiwächter nutzen diese Zeit nun um Musik zu machen, zu singen, Karten oder Würfel zu spielen und sich manchmal auch (illegaler Weise) zu betrinken. Die Art der Stimmung unter den Matrosen eines Schiffs variiert stark. Auf glücklichen Schiffen singen die Matrosen Abends an Deck und die Stimmung ist gelassen und entspannt. Auf unglücklichen Schiffen, die von Missgeschicken verfolgt werden, oder die einen tyrannischen Kapitän und eine brutale Besatzung haben, geht es weniger fröhlich zu. Ein besonderes Zeichen für den Missmut von Matrosen ist es, wenn sie Nachts Kanonenkugeln über das Deck rollen lassen (ursprünglich in der Hoffnung, dass sie die Beine der Wachoffiziere treffen und diese umfallen lassen).

00:00 - 04:00: Mittelwache

Diese Wache ist die unbeliebteste, da weder davor, noch danach genügend Zeit ist um lange schlafen zu können. Bis auf das Drittel der Mannschaft, welches Wache halten muss, liegt das Schiff im Schlaf. Dennoch wird jede halbe Stunde die Schiffsglocke geschlagen und in einem förmlichen Prozedere werden zu diesen Zeitpunkten dem Wachoffizier die Uhrzeit und die Geschwindigkeit des Schiffs gemeldet. Das Schiff ist Nachts durch Laternen am Heck und am Bug beleuchtet, was vor allem in stark befahrenen Gewässern wichtig ist.

04:00 - 08:00: Morgenwache

Die Schiffsglocke schlägt acht Glasen - Wachwechsel. Am Tag wird so ein Wachwechsel von dem Schlagen von Trommeln und dem Brüllen des Bootsmanns und seiner Gehilfen begleitet, in der Nacht geht es etwas ruhiger zu, aus Rücksicht gegenüber dem (meistens) schlafenden Kapitän, sowie den übrigen Offizieren und eventuell anwesenden Gästen. Dennoch wird jeder geweckt, der nun Wache gehen muss und wenn das einfache Signal hierzu nicht ausreicht, kann es auch mal vorkommen, dass einem besonders verschlafenen Matrosen die Hängematte abgeschnitten wird, was dann in den meisten Fällen zum erwachen des Schläfers führen sollte.

Die Zweite Wache ist sogleich gut beschäftigt und mit der Ruhe an Bord ist es schnell vorbei. Noch bevor die Sonne aufgeht, wird das Schiff geputzt. Seewasser wird an Bord gepumpt und die Decks werden gründlich mit Scheuersteinen und Wischmobs gereinigt. Wenn die ersten Strahlen der Sonne das Deck berühren, so der Grundsatz, soll das Schiff einen ordentlichen und sauberen Anblick bieten.

Kurz bevor um 08:00 die zweite Wache zu Ende geht, versammeln sich die erste und die dritte Wache zum Frühstück (die erste Wache hatte nun seit ihrer letzten Wache weniger als 4 Stunden Schlaf). Nach dem Frühstück der beiden Freiwachen frühstückt auch die zweite Wache, während die dritte Wache ihre Arbeit aufnimmt.

08:00 - 12:00: Vormittagswache

Je nach dem zu welcher Jahreszeit man sich an einem Punkt des Globus aufhält, ist nun spätestens die Sonne aufgegangen. Die komplette Mannschaft hat gefrühstückt und die ausgeschlafene dritte Wache steuert nun das Schiff. Die meisten Besatzungsmitglieder sind nun an Deck und die Hängematten werden verstaut. Die Freiwächter werden manchmal für besondere Arbeiten heran gezogen, manchmal haben sie die freie Zeit auch für sich und Würfeln, nähen sich neue Kleidung, oder vertreiben sich die Zeit anders. Außerdem Frühstücken nun auch die Offiziere und der Kapitän. In der Offiziersmesse und beim Kapitän gibt es sehr viel besseres Essen, als bei der Mannschaft. Gebratene Eier, Kaffee, Speck, frisches Brot und alles, was das Herz begehrt. Die Offiziere sind meistens wohlhabende Menschen und kommen selbst für ihre Verpflegung auf. Bei langen Schiffsreisen kommt man dennoch irgendwann an den Punkt, an dem auch die Offiziere das karge Essen der Mannschaft teilen, weil ihre privaten Vorräte aufgebraucht sind.

Zu beachten ist, dass man für manche Segelmanöver mehr Männer braucht, als sich in einer Wache befinden. Dann werden manchmal alle drei Wachen eingesetzt, oder man wartet den Wachwechsel ab um zumindest die aufziehende und die abgehende Wache gleichzeitig nutzen zu können. Je nach Dringlichkeit des Manövers werden aber auch mitten in der Nacht alle Besatzungsmitglieder geweckt. Selbiges gilt auch für den Fall, dass das Schiff in Gefechtsklar gemacht wird.

12:00 - 16:00: Nachmittagswache

Nun ist die erste Wachmannschaft wieder an der Reihe, die seit 04:00 Zeit hatte, sich von der Hundewache zu erholen. Kurz vor diesem Wachwechsel gab es das Mittagessen für die beiden Freiwachen (die Erste und die Zweite), während die dritte Wache zu Beginn der Mittelwache zu Mittag isst. Meistens gibt es auf englischen Kriegsschiffen Zwieback und Trockenfleisch als Verpflegung, auch Trockenerbsen gehören oft zur Verpflegung. Nur am Sonntag gibt es, für Seemannsverhältnisse, besseres Essen.

Die Nachmittage und Abende an Bord eines Kriegsschiffs werden oft für Übungen an den Kanonen oder an Handfeuerwaffen, beziehungsweise Blankwaffen genutzt. Die Seesoldaten üben mit ihrem Musketen, die Matrosen werden an Entermessern, Beilen und Spießen, oder ebenfalls an Musketen oder Pistolen ausgebildet. Besonderer Wert wird aber auf die Bedienung der großen Kanonen gelegt, die die Hauptwaffe eines Kriegsschiffs sind. Manche Kapitäne beschränken sich (um Kugeln und Pulver zu sparen) darauf, die Kanonen von den Matrosen "trocken" bedienen zu lassen. Das bedeutet, die Stücke werden ausgefahren und wieder rein gezogen, so dass das Ausrichten und das Bewegen der schweren Geschützte sitzt. Andere Kapitäne legen mehr Wert auf die Schlagfertigkeit ihres Schiffs, investieren selber in zusätzliches Schwarzpulver und Kugeln und lassen ihre Mannschaften regelmäßig auf Fässer oder kleine Flosse zielen, die zu diesem Zweck ausgesetzt wurden. Auf solchen Schiffen sind die späten Nachmittage oft durch ohrenbetäubenden Krach, beißenden Rauch und das Donnern und Rollen der Kanonen geprägt. Jede Kanone braucht fast ein halbes Dutzend Mann um sie bedienen zu können.

16:00 - 18:00: Erste Hundewache

Dies ist die Erste von zwei halbierten Wachen. Im Grunde sorgt diese Halbierung dafür, dass eine Rotation in das Wachsystem kommt und sich die Matrosen mit den beliebten und den unbeliebten Wachzeiten abwechseln. Um diese Zeit werden meistens immer noch Schießübungen durchgeführt, sofern nichts anderes ansteht. Am Ende der Wache ist die Zeit für das Abendessen gekommen, welches die Hauptmahlzeit am Tag darstellt und welches sich die Matrosen nach den anstrengenden Schießübungen verdient haben.

18:00 - 20:00: Zweite Hundewache

Die zweite halbierte Wache. Das Abendessen der Matrosen ist vorbei und die Offiziere essen nun zu Abend. Oft laden die Offiziere ihren Kapitän in die Offiziersmesse zum Essen ein, oder umgekehrt lädt der Kapitän einige oder alle Offiziere zum Abendessen in die Kamptänsmesse ein. Man trinkt Wein, spricht Toasts aus und lässt es sich gut gehen. Allen Seemännern, auch den Offizieren ist es gemein, dass sie gerne singen. Auch das Dichten und das Erzählen von Geschichten, sind beliebte Zeitvertreibe beim Essen der hohen Herrschaften.